Ü30 – Blogtour: Rückblickend schaue ich entspannt nach vorn von Alexandra Götze
Ich konnte mich so gut mit dem Kapitel “Mutter” identifizieren und ich mochte die Art, wie die Autorin die Sache angegangen ist. Daher auch mein Beitrag zur Blogtour zu diesem Thema…
Ich hab mich, glaube ich, noch nie so sehr in Frage gestellt und unter Druck gesetzt gefühlt, wie zu dem Zeitpunkt als ich Mutter wurde.
Auch wenn wir genug Zeit hatten uns darauf vorzubereiten, lief es absolut anders als erwartet. Ist ja aber Meistens so. Uns war klar, dass es kein Spaziergang wird, aber mit dem was da so kommen kann, rechnet man ja nicht wirklich und es sagt einem auch vorher keiner.
Ich rede von Sachen wie:
– Stillen klappt nicht, aber im Krankhaus geht kein Weg dran vorbei
– das Kind schläft nicht im Kinderwagen
– es schreit viel und ausdauernd
– wie sehr einem ein “Geburtstrauma nachhängen kann
– wie lange man braucht um sich von einem Kaiserschnitt zu erholen
– Wochenbettdepression
Und das sind nur die negativen Seiten zur und um die Geburt herum. Da fehlt noch das was in den kommenden Jahren passiert.
Das sind Themen die gemieden werden. Die “Wahrheit” über die negativen Seiten sagen dir ja nur die Wenigsten. Da gehe ich mit der Autorin eindeutig mit. Ob bewusst oder unbewusst keine Ahnung. Man sollte hier definitiv mit offeneren Karten spielen, einfach auch Müttern (wie mir) zusagen: “Es ist okay wie du dich gerade fühlst, aber such dir bitte Jemanden mit dem du darüber reden kannst und lass dir helfen.” Also einfach dieses “Es ist okay, nicht okay zu sein.”
Anstrengender als die neue Rolle und ihre Gegebenheiten waren auch die Ratschläge welche von allen Seiten die kamen. Damit muss man absolut umgehen lernen.
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Was sind die Herausforderungen deines Mutterseins?
Die Herausforderung war für mich, ehrlich gesagt, mich nicht selbst zu verlieren. Gerade zu Beginn hatte ich gut mit einer angehenden Wochenbettdeperession zu kämpfen. Es war anstrengend, denn der Junior war nur am Weinen und ließ sich kaum beruhigen. Auch wenn er gerade gegessen hatte oder die Windel gewechselt war. Wir konnten ihn nicht hinlegen, denn das mochte er nicht, genauso wenig wie den Kinderwagen. Wir gingen auf dem Zahnfleisch. Ich habe versucht dem Zwerg gerecht zu werden und das versuche ich natürlich auch heute noch. Dabei habe ich allerdings gelernt mir ein dickeres Fell zu zu legen. Im ersten Jahr für die “guten” Ratschläge zur Verbesserung gewisser Situationen, für die Ratschläge anderer Mütter (die es ja nur gut meinen), einem aber eher das Gefühl geben eine Fehlbesetzung als Mutter zu sein und später auch ein dickeres Fell gegenüber dem Zwerg und seinen “schlechten, anstrengenden” Tagen. Wenn dann die Aussagen kommen “Ich hab dich nicht mehr lieb” oder “Papa ist viel lieber als du.” Ich muss aber auch zugeben, dass ich eine vielleicht stellenweise zu strenge Mama bin.
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Eigene Erwartungen vs. gesellschaftliche Erwartungen
Die Gesellschaft erwartet, zumindest ist das mein Eindruck, dass Mütter voller Liebe, ab dem ersten Augenblick, und nur noch für das Kind da sind. Nebenbei soll aber auch der Haushalt geschmissen und arbeiten gegangen werden, ohne das man den Nachwuchs vernachlässigt. Man erwartet, dass sie nie jammern oder sich über mangelnde Unterstützung aufregen. Gefühlt hat in unserer Gesellschaft jeder halt in seiner “Rolle” zu funktionieren. Gerade ältere Semester verstehen leider nicht, dass das im Wandel ist. Wofür ich persönlich sehr dankbar bin, denn mein Mann war und ist mir eine große Stütze.
Ich mach bei uns zwar die Arzttermine für die U – Untersuchungen, ebenso Termine bei evtl. Fachärzten und Kita. Wenn ich aber nicht kann, ist mein Mann da oder immer mit dabei. Kind krank übernimmt durchaus auch er. Allgemein spielt er ein wahnsinnig große Rolle im Leben unseres Kindes, was damals einfach undenkbar war. Da hat sich Frau um Kind, Haushalt und so weiter allein gekümmert. Der Mann ging ja schließlich arbeiten.
Gerade zu Beginn setzt man sich selbst unter Druck, um ja nicht durchs Raster zu fallen. Ich bin ehrlich, ging mir auch so. Ich hatte das Gefühl meiner Muterrolle nicht gerecht zu werden. Hab ich heute manchmal immer noch, aber in den fünf Jahren sind die Momente weniger geworden. Beziehungsweise das Fell halt einfach dicker.
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Deine Kinder sind erwachsen/werden erwachsen – wie gehst du damit um, wie sieht diese Zeit aus?
5 Jahre sind vergangen seit dem der Junior in unsere Leben getreten ist und es ist schon erschreckend, wie die Zeit vergeht. Wir haben nächsten Jahr Einschulung und irgendwie versteh ich das noch gar nicht. Richtig bewusst wird mir das immer, wenn mein Handy mir Rückblenden zeigt. So nach dem Motto: Dieser Tag vor 5 Jahren, 4 Jahren, 3 Jahren… Ich lache und verdrücke aber auch Tränen bei dem Gedanken wie schnell die Zeit vergeht und genieße jede Kuscheleinheit die ich bekommen kann. Wer weiß, wie lange dies noch anhält.
Wenn ich mir selbst einen Brief schreiben würden. Also an mein früheres Ich, würde dieser die vielen gefunden Tatsachen und Wahrheiten beinhaltet. Die negativen, aber auch die positiven Seiten der Elternschaft. Ich würde mir sagen, dass ich weniger streng sein sollte und öfter tief Luft holen statt direkt hochzugehen. Manchmal mehr versuchen mich in den Zwerg hinzuversetzen. Trotz einiger negativer Erfahrungen die wir bisher gemacht haben, möchte ich den Zwerg keinesfalls missen. Auch wenn er es mir nicht immer danken wird, werde ich da sein wenn er mich braucht.
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