Rezension: Offline ist es nass, wenn’s regnet von Jessi Kirby

Rezension: Offline ist es nass, wenn’s regnet von Jessi Kirby

Verlag: Loewe Verlag
Seiten: 352
ISBN: 978-3743203778

Darum geht es:

Stell dir vor, du öffnest an deinem 18. Geburtstag die Haustür und dort liegt ein Geschenk: ein riesiger Wanderrucksack, ein Paar Wanderschuhe und ein Trailtagebuch für den Yosemite Nationalpark. Würdest du loslaufen?

Mari entscheidet sich genau dafür, obwohl sie noch nie mehr als zehn Schritte zu Fuß getan hat. Von heute auf morgen tauscht sie Smartphone und Social Media gegen schneebedeckte Berge, reißende Flüsse und Blasen an den Füßen, aber auch gegen Sonnenaufgänge wie aus dem Bilderbuch, warmherzige Begegnungen und mutige Entscheidungen – denn der Yosemite verändert jeden.

Cover-/ Textrechte: Loewe Verlag

Meine Meinung

Mich hat der Klappentext absolut neugierig gemacht und ich hab mich riesig gefreut, als ich das Buch mein Eigen nennen durfte. “Offline ist es nass, wenn’s regnet” bezeichnet sich als Digital Detox Roman. Ein Begriff, der komplett an mir vorbei gegangen ist. Ich hab mich bisher auch noch nie mit digitaler Entgiftung beschäftigt und musste auch erstmal googeln. Danach war ich umso gespannter, wie das Thema umgesetzt wurde.

Vom Schreibstil her fand ich es ganz angenehm, auch wenn manche Stellen etwas zu detailverliebt waren. Allerdings trägt es auch recht gut dazu bei mir die Orte vorzustellen.

Was die Handlung angeht, war einiges nicht wirklich authentisch, wie ich finde. Mari als IT-Girl mit Kanälen auf Instagram und YouTube, war für mich real. Auch die ganzen gefakten Sachen, die sie macht um bei den Followern anzukommen, kamen genauso rüber, wie ich mir das vorstelle. Endlose Fotos machen um das richtige zu finden, immer ein Lächeln, viele gestellte Situationen, immer fröhlich und Alles toll. Zumindest in Videos und auf Bildern. Alles für Social Media. Doch dahinter steckt jede Menge Einsamkeit und am Ende ein Zusammenbruch. So zumindest bei Mari. Sie macht sich auf, um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Dabei begibt sie sich auf einen Weg, den sie vermutlich selbst nie für möglich gehalten oder in Erwägung gezogen hätte.

Mari fand ich mit ihrem Fake Image zu Beginn echt bescheiden und dachte mir schon: oha. Mari macht ihr jetziges Leben nicht glücklich und es kommt dazu, dass sie sich von ihren Social Media Accounts verabschiedet. Ab hier war mir die junge Frau dann wirklich lieber. Als das Paket mit den Wandersachen kam, fühlte ich mit ihr. Die Sachen gehörten ihrer Cousine und lösen jede Menge Gefühle in ihr aus. Als Mari sich entscheidet eine Teilstrecke einer geplanten Wanderunf ihrer Cousine zu gehen musste ich lächeln. Ich fand diese Geste so unglaublich rührend. Ganz davon abgesehen, hatte ich die Hoffnung, das sie so ihren eigenen Weg findet. Wie auch immer der aussehen mochte.

Wie gesagt, dass sie eine Teilstrecke gehen wollte fand ich realistisch, dass sie dann aber den kompletten Weg geht, obwohl sie durch und durch untrainiert ist, fand ich etwas unrealistisch. Ich verstehe die Intention dahinter: Man soll etwas wagen und über sich selbst hinauswachsen, aber hier grenzt es schon etwas an Selbstüberschätzung den kompletten Trail zu gehen. Meine Meinung, aber ich gehe hier auch echt von mir aus. Ich hätte es nicht gemacht. Immerhin müssen andere dafür hart und lange trainieren. Das wäre, als würde man einen Marathon aus der kalten laufen. Kann man machen, muss man aber nicht. Mari hilft es auch in der Bewältigung ihrer Trauer um ihre Cousine und für ihren weiteren Lebensweg ist es bestimmt auch zuträglich.

Fazit

Wir erleben hier mit Mari definitiv ein Abenteuer und sehen wie die junge Frau über sich hinaus wächst. Die Entwicklung, die sie macht ist wirklich Wahnsinn und ich ziehe den Hut vor ihr. Allerdings bleibt es für mich einfach nicht realistisch, untrainiert einen 211 Meilen Trail zu gehen, deshalb gibt es einen Stern Abzug. Der Grundgedanke ist dafür umso realer: Trauerbewältigung und das eigene Leben reflektieren. Vielleicht setzt der/ die ein oder andere nach dem Lesen einen Teil seiner Prioritäten anders. Darüber nachdenken tut man auf jeden Fall. Von mir gibt es 4 Sterne und trotz der Kritik eine Leseempfehlung.

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