Rezension: Du wolltest es doch von Louise O’Neill
Verlag: Carlsen
Seiten: 366
ISBN: 978-3551583864
Darum geht es:
Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?
Cover-/Textrechte: Carlsen Verlag
Meine Meinung
Dieses Buch ruft ja doch eher verschiedene Meinungen hervor. Viele meinen dass dieses Buch durchaus ein wichtiges Thema aufgreift, aber die Umsetzung zu wünschen übrig lässt. Ich kann mich dem nur anschließen. Das Thema ist alles andere als leichte Kost und sollte auch entsprechend angefasst werden. Meiner Meinung nach ist das Buch nicht wirklich schlecht, aber so richtig gut fand ich es nicht und das Ende geht, meiner Meinung nach, gar nicht. Das sollte allerdings jeder für sich entscheiden.
Es geht allein schon damit los, dass Emma als komplett unsympathisch dargestellt wird. Zumindest konnte ich sie keinen Deut leiden. Es mag Realität sein, dass solche komplett falschen Menschen da draußen herum laufen, aber ich bin definitiv froh niemanden zu kennen der so oberflächlich und abstoßend ist, wie dieses Mädchen. Ich hab eine Prota noch nie so sehr gehasst, wie Emma.
Wieso? Nun, Emma braucht durchgängig Bestätigung und platzt schier vor Neid, wenn es jemand anderem besser geht oder er etwas hat, was sie nicht haben kann. Sie macht sich unter anderem an den Freund ihrer Freundin ran, weil sie es hakt kann und so weiß, dass sie ich haben könnte, wenn sie will. Das ist bei Emma und vielen Jungs gängige Praxis. Weshalb sie auch gern zeigt was sie hat. Ich glaube, dass relativ klar ist, warum die junge Frau so dargestellt wird. Damit es dem Leser leichter fällt zu sagen: Selbst Schuld.
Hier kommen wir zu einem Punkt wo ich sage: STOPP. Es ist komplett egal, ob ich Emma mag oder nicht, ob sie es vielleicht provoziert hat oder nicht. Sie ist nicht selbst schuld, auch wenn sich darum fast der ganze Rest des Buches dreht. Nein heißt nein und keiner hat das Recht sich darüber hinweg zu setzen. Selbst wenn ich nackt, La Paloma pfeifend auf der Domplatte hin und her spaziere, sagt das nicht man darf mich missbrauchen und/ oder vergewaltigen.
Beschämend und ekelhaft fand ich das Verhalten von Emmas Umfeld nach dem Ereignis. Vor allem ihre Eltern fand ich zum K…. Wie kann man sein eigenes Kind nur so verraten und verkaufen? Einzig und allein ihr Bruder und ihr Kinderfreund Conor stechen während der ganzen Story raus und sind ehrlich gesagt, auch die einzigen sympathischen Charaktere.
Kommen wir zu dem was ich gut fand. Emmas Wandel fand ich glaubwürdig. War sie vor dem Ereignis selbstbewusst, so war danach nichts mehr übrig. Sie zog sich immer weiter zurück und ging irgendwann nicht mehr unter Leute. Plötzlich war sie von Selbstzweifeln geplagt und war, verständlicherweise, verängstigt. Sie hat Suizidgedanken und sehnt sich nach dem Rückhalt durch ihre Familie. Bis auf ihren Bruder, ist das allerdings absolute Fehlanzeige. Sie wird gemieden, der eigene Vater schaut sie nicht mehr an und ihre Mutter verfällt dem Alkohol. Hier sind wir an dem Punkt wo ich sage: Ich verstehe das Ende. Allerdings heiße ich es nicht gut. Ich weiß, dass die Welt kein Ponyhof ist, aber ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht. Eines das Betroffenen Mut macht, statt zu sagen: Lass es. Bringt eh nix.
Fazit
Das Buch greift ein absolut wichtiges Thema auf, das man besser hätte aufarbeiten können. Man muss dem Leser nicht mit jedem Wort in die Ecke drängen und ihm ins Gesicht schreien, dass Emma voll blöd ist und ihr Schicksal verdient hat. Denn das hat sie absolut nicht. Niemand hat das. Die Umsetzung war leider nicht wirklich meins, daher keine Leseempfehlung von mir.
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